Harvard-Zitierweise:
Richtig zitieren im
Harvard-Style

Die meistgenutzte Im-Text-Zitiertechnik
Redaktion | 28.08.2019 | Lesedauer 6 min

Die Zitation im sogenannten Harvard Style wird auch als amerikanische Zitierweise bezeichnet und gehört zu den am häufigsten verwendeten Zitierstilen in wissenschaftlichen Arbeiten. Besonders häufig findet der Harvard Style in den Politik-, Gesellschafts- und Sozialwissenschaften Anwendung, aber auch andere Fachbereiche bedienen sich der Harvard-Zitierweise gelegentlich. Der Haken? Da es im Gegensatz zu APA keine übergeordnete Institution gibt, welche die Harvard-Leitlinien herausgibt, gibt es auch kein in Stein gegossenes Regelwerk. Gibt Ihre Universität eine Zitation nach Harvard vor, lohnt sich ein Blick in die universitätseigenen Vorgaben. Die Grundregeln der Zitation nach Harvard haben wir für Sie gesammelt:

Zitationstechnik

Harvard Zitierweise

  • Der Harvard-Style stellt eine Zitiertechnik1 dar, bei der Quellen innerhalb des Textes angegeben werden. Dies geschieht in Klammern; bei indirekten Zitaten steht ein „vgl.“ davor.
  • Wie bei jeder anderen Zitiertechnik auch, muss eine Quellenangabe dann erfolgen, wenn der direkte Wortlaut einer Quelle übernommen wurde (vgl. Beispiel 1) oder Gedankengänge des Autors indirekt mit in die Arbeit einfliessen (vgl. Beispiel 2).
  • Wird ein Autor mehrfach zitiert, ohne dass sich dazwischen Zitate eines anderen Autors befinden, so kann mit einem „vgl. ebd.“ gearbeitet werden.2
  • Zu beachten ist, dass nach der Harvard-Zitierweise sowohl mit Doppelpunkten als auch mit einem Komma und der Abkürzung für Seite gearbeitet werden kann; dies gilt sowohl für direkte (vgl. Beispiel 1) als auch für indirekte Zitate (vgl. Beispiel 2).
  • Die Quellenangabe steht dabei grundsätzlich mit im Satz und nicht dahinter; bei direkten Zitaten hinter den Abführungszeichen, bei indirekten Zitaten hinter dem letzten Wort des Satzes, aber vor dem Punkt (vgl. Beispiel 2).
  • Generell macht es keinerlei Unterschied, ob Sie einen Autor zitieren oder mehrere Autoren unterschiedlicher Werke (vgl. Beispiel 3) bzw. mehrere Autoren eines Werkes (vgl. Beispiel 4).
  • Auch Internetquellen werden – wenn möglich – ebenso zitiert wie alle anderen Quellen. Handelt es sich um Studien, bei denen Seiten vorhanden sind, werden diese mit angegeben. Ansonsten reichen der Nachname des Autors (oder des Herausgebers) und die Jahreszahl (vgl. Beispiel 6), einige Universitäten erlauben es auch, einen Link zu der jeweiligen Webseite einzufügen.
  • Wird in direkten Zitaten etwas ausgelassen oder werden Wörter verändert, um sie der Grammatik des eigenen Satzes anzupassen, muss dies kenntlich gemacht werden. Dies geschieht durch runde oder eckige Klammern. Gleiches gilt für Anmerkungen im Zitat selbst (vgl. Beispiel 7).
  • Fussnoten werden der Harvard-Zitierweise zufolge lediglich genutzt, um Anmerkungen zum Geschriebenen zu machen, die bspw. im Text zu weit führen würden, aber trotzdem Erwähnung finden sollen. Für Quellenangaben werden nie Fussnoten verwendet.

Beispiel 1)

Zitierbeispiele Harvard-Style

Harvard-Zitierweise direktes Zitat:

Die Funktion der Ehe ist als „Grundstein der Familie und als Zentrum der geistig-seelischen Entwicklung des Menschen und andererseits als ökonomisch-politischer Nutzfaktor“ (Do 2003: 9) zu betrachten.

Die Funktion der Ehe ist als „Grundstein der Familie und als Zentrum der geistig-seelischen Entwicklung des Menschen und andererseits als ökonomisch-politischer Nutzfaktor“ (Do 2003, S. 9) zu betrachten.

Beispiel 2)

Harvard-Zitierweise indirektes Zitat:

Die Architextualität beschäftigt sich damit, wie die Zuordnung eines Textes zu einer Kategorie stattfindet und einer Gattung zugeordnet wird (vgl. Genettes 1993: 44).

Die Architextualität beschäftigt sich damit, wie die Zuordnung eines Textes zu einer Kategorie stattfindet und einer Gattung zugeordnet wird (vgl. Genettes 1993, S. 44).

Beispiel 3)

Harvard-Zitierweise bei mehreren Autoren unterschiedlicher Werke:

Das Bild der romantischen Liebe veränderte sich im Zuge der Entwicklung der modernen Familien (vgl. Horkheimer 2007: 225; Luhmann 1982: 9).

Das Bild der romantischen Liebe veränderte sich im Zuge der Entwicklung der modernen Familien (vgl. Horkheimer 2007, S. 225; Luhmann 1982, S. 9).

Beispiel 4)

Harvard-Zitierweise bei zwei Autoren eines Werkes:

Innerhalb von Unternehmen äußerten 38 Prozent der Vorgesetzten die Angst, dass bei der Einstellung von Bewerbern mit Migrationshintergrund gewisse Sprachbarrieren entstehen könnten (vgl. Enggruber/Rützel 2015: 9).3

Innerhalb von Unternehmen äußerten 38 Prozent der Vorgesetzten die Angst, dass bei der Einstellung von Bewerbern mit Migrationshintergrund gewisse Sprachbarrieren entstehen könnten (vgl. Enggruber/Rützel 2015, S. 9).

Beispiel 5)

Harvard-Zitierweise bei mehr als zwei Autoren eines Werkes

Schon in der römischen und griechischen Antike fand eine Auseinandersetzung mit dem Konzept der Engel in Verbindung mit Gottheiten statt. Bezeichnet wurden sie als Zwischenwesen und – ähnlich den christlichen Engeln – auf ihren Schultern saßen Flügel (vgl. Vorgrimler/Bernauer/Sternberg 2008: 13).

Schon in der römischen und griechischen Antike fand eine Auseinandersetzung mit dem Konzept der Engel in Verbindung mit Gottheiten statt. Bezeichnet wurden sie als Zwischenwesen und – ähnlich den christlichen Engeln – auf ihren Schultern saßen Flügel (vgl. Vorgrimler/Bernauer/Sternberg 2008, S. 13).

Beispiel 6)

Harvard-Zitierweise Internetquellen

„Das Internet ist weiß, männlich und tut alles, damit das so bleibt. Nach einem Jahrzehnt mit Facebook, Reddit und Twitter ist mein persönliches Zwischenfazit, dass die Dienste daran nichts ändern wollen. Sie sind nicht bereit, die Konsequenzen aus dem zu ziehen, was sie selbst predigen“ (Tanriverdi 2015).

BEISPIEL 7)

Auslassungen, Veränderungen, Anmerkungen und Falschschreibungen im Harvard-Style

 

AUSLASSUNG

Die Funktion der Ehe ist als „Grundstein der Familie und als Zentrum der geistig-seelischen Entwicklung des Menschen […]“ (Do 2003, S. 9) zu betrachten.

 

VERÄNDERUNGEN

Die Funktionen von Ehen sind die „Grundstein[e] der Familie und als Zentrum der geistig-seelischen Entwicklung des Menschen und andererseits als ökonomisch-politischer Nutzfaktor“ (Do 2003, S. 9) zu betrachten.

 

ANMERKUNG

„Sie [Anm. d. Verf.: die Internetportale] sind nicht bereit, die Konsequenzen aus dem zu ziehen, was sie selbst predigen“ (Tanriverdi 2015).

 

FALSCHSCHREIBUNGEN

Befinden sich Tipp-, Grammatik- oder ähnliche Fehler im Original, übernehmen Sie diese zwar, kennzeichnen dies jedoch durch ein [sic!] hinter dem jeweils fehlerhaften Wort. Aus Gründen der Lesbarkeit wird auf ein [sic!] verzichtet, wenn Textstellen zitiert werden, die noch in alter Rechtschreibung geschrieben sind.

Ein weißer Bleistift auf einem Blatt Papier

Übersicht unterschiedlicher Werkformen

Art der Quelle

Zitation im Text

Eintrag im Literaturverzeichnis4

Besonderheiten

Monografie

Direktes Zitat

(Bourdieu 2001: 12) oder (Bourdieu 2001, S. 12)

Bourdieu, P. (2001): Die Regeln der Kunst. Genese und Struktur des literarischen Feldes. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag.5

Indirektes Zitat

(vgl. Bourdieu 2001: 12) oder (vgl. Bourdieu 2001, S. 12)

Sammelband

Direktes Zitat

(Schroder 2010: 198) oder (Schroer 2010, S. 198)

Schroer, M. (2010): Kultursoziologie. In: Kneer, G./Schroer, M. (Hrsg.): Handbuch Spezielle Soziologien. Wiesbaden: VS-Verlag für Sozialwissenschaften, S. 197-220.

Die Herausgeber des Buches werden nur im Literaturverzeichnis genannt, nicht im Textbeleg.

Die Seiten, die das jeweilige Kapitel umfasst, werden nur im Literaturverzeichnis genannt.

Indirektes Zitat

(vgl. Schroer 2010: 198) oder (vgl. Schroer 2010, S. 198)

Zwei Autoren

Direktes Zitat

(Günter/Bruns 2013: 32) oder (Günter/Bruns 2013, S. 32)

Günter, Michael/Bruns, Georg (2013): Psychoanalytische Sozialarbeit. Praxis, Grundlagen, Methoden. Stuttgart: Klett Cotta Verlag.

Namen können auch mit Semikolons oder dem Wort „und“ getrennt werden, bspw.

(vgl. Günter und Bruns 2013: 32) oder (vgl. Günter und Bruns 2013, S. 32)

(vgl. Günter; Bruns 2013: 32) oder (vgl. Günter; Bruns 2013, S. 32)

Indirektes Zitat

(vgl. Günter/Bruns 2013: 32) oder (vgl. Günter/Bruns 2013, S. 32)

Art der Quelle

Zitation im Text

Eintrag im Literaturverzeichnis

Besonderheiten

Mehr als zwei Autoren

Direktes Zitat

(Vorgrimler/Bernauer/Sternberg 2008: 13) oder (Vorgrimler/Bernauer/Sternberg 2008, S. 13)

Vorgrimler, Herbert/Bernauer, Ursula/Sternberg, Thomas (2008): Engel. Erfahrungen göttlicher Nähe. Freiburg im Breisgau: Herder Verlag.

Möchten Sie die Autoren mit einem „und“ trennen, gilt hier, dass das „und“ zwischen die letzten beiden Autoren gesetzt wird, bspw. (vgl. Vorgrimler/Bernauer und Sternberg 2001, S. 13).

Indirektes Zitat

(vgl. Vorgrimler/Bernauer/Sternberg 2008: 13) oder (vgl. Vorgrimler/Bernauer/Sternberg 2008, S. 13)

Internetquelle

Direktes Zitat

(Kaube 2008)

Kaube, Jürgen (2008): Niklas Luhmann über die Liebe. Ist die Liebe etwa ein Gefühl?, online abrufbar unter: www.faz.net/themenarchiv/2.1018/buecher/niklas-Luhmann-ueber-die-liebe-ist-die-liebe-etwa-ein-gefuehl-1716308.html [Stand: 15.05.2015].

Zusätzlich zu dem Link liefern Sie auch das jeweilige Datum, zu dem Sie diesen zuletzt aufgerufen haben.6

Indirektes Zitat

(vgl. Kaube 2008)

Zeitschriftenartikel

Direktes Zitat

(Becker 1974: 767) oder (Becker 1974, S. 767)

Becker, H. S. (1974): Art as collective Action. In: American Sociological Review, Jg. 39, Nr. 6, S. 767-776.

Wenn möglich, gib nicht nur den Namen der Zeitschrift an, sondern auch den Jahrgang und die Ausgabe.

Sollte es sich um eine online verfügbare Zeitschrift handeln, können Sie den Link mit angeben.

Indirektes Zitat

(vgl. Becker 1974: 767) oder (vgl. Becker 1974, S. 767

Literaturverzeichnis im Harvard-Style

  • Do, Ki-Sook (2003): Ehe und Ehebruch in der Literatur des 19. Jahrhunderts. Untersuchungen zu Gutzkow, Stifter, Büchner und Fontane. Berlin: Mensch & Buch Verlag.
  • Enggruber, R./Rützel, J. (2015): Berufsausbildung junger Menschen mit Migrationshintergrund. Eine repräsentative Befragung von Betrieben. Studie der Bertelsmann Stiftung. Online unter:
    bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePublikationen/LL_GB_Integration_UnternBefr_Links_2015.pdf [Stand: 27.05.2015].
  • Genettes, Gérard (1993): Palimpseste. Die Literatur auf zweiter Stufe. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag.
  • Horkheimer, Max (2007): Die Person als Mitgift. In: Buchholz, Kai (Hrsg.): Liebe. Ein philosophisches Lehrbuch. München: Wilhelm Goldmann Verlag, S. 222-227.
  • Luhmann, Niklas (1982): Liebe als Passion. Zur Codierung der Intimität. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag.
  • Tanriverdi, Hakan (2015): Kosmos-Kolumne. Hakan Tanriverdi über das verlogene Ideal der Meinungsfreiheit im Netz. Online unter: https://www.gq-magazin.de/auto-technik/articles/shitstorms-weiss-hakan-tanriverdi-uber-das-verlogene-ideal-der-meinungsfreiheit-im [Stand: 27.05.2015].
  • Vorgrimler, Herbert/Bernauer, Ursula/Sternberg, Thomas (2008): Engel. Erfahrungen göttlicher Nähe. Freiburg im Breisgau: Herder Verlag.

Einzelnachweise in der Harvard-Zitiertechnik

  1. Das bedeutet vor allem, dass es – abgesehen von mehr oder weniger strikten Zitierregeln – keinerlei Vorgaben gibt hinsichtlich der Seitenränder, der Nummerierung o. Ä., hier ist es allerdings gängig, das Deckblatt nicht zu nummerieren, die Verzeichnisse beginnend bei römisch II zu nummerieren und ab der Einleitung mit 1 zu starten.
  2. Bestehen direkte Zitate aus 40 Worten und mehr, werden sie um 1 cm eingerückt, der Zeilenabstand wird auf einfach gesetzt und die Schriftgrösse um einen Grad im Vergleich zum Standardtext verkleinert.
  3. Hinsichtlich der Trennung mehrere Autoren gibt es nach dem Harvard-Style keine einheitliche Regelung. Sie können mehrere Autoren durch einen Schrägstrich trennen, durch ein Semikolon oder durch das Wort „und“.
  4. Jede Literaturangabe endet mit einem Punkt.
  5. Bitte beachten Sie hinsichtlich der Angaben im Literaturverzeichnis auch die jeweiligen Vorgaben Ihrer Universität, die Struktur kann ggf. abweichen.
  6. Das dargestellte Schema ist lediglich ein Beispiel und kann je nach Universität anders vorgegeben sein.
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